Das Konzept – Gegendarstellung

Was gegen das Konzept spricht

Wie bereits auf der Eingangsseite geschrieben, plant die Stadt Pinneberg den Grünzug nördlich des Waldenauer Weges umwidmen zu lassen.
Die Basis hierfür ist ein Entwicklungskonzept, welches die Stadt Pinneberg in Auftrag gegeben hat.
Derzeit werden im Land Schleswig-Holstein die Regionalpläne neu erstellt. Im Zuge der Neustrukturierung wurden durch die Stadt Pinneberg bereits erste Gespräche mit dem Kreis Pinneberg (untere Naturschutzbehörde) und dem Land Schleswig-Holstein (Innenministerium/Landesplanung) geführt.
Das Ergebnis dieser Gespräche ist, dass die Beteiligten die Entwicklung von Bauflächen nördlich des Waldenauer Wegs für sinnvoll erachten[1].

Im aktuellen Regionalplan sind die Grünflächen nördlich des Waldenauer Weges als Grünzüge markiert. Dies bedeutet, dass dort grundsätzlich keine Baugebiete errichtet werden können. Zumindest sind die Hürden für ein solches Vorhaben derzeit sehr hoch[2]. Diese Hürden sollen nun durch die Umwidmung beseitigt werden.

Nun könnte man sich fragen, was an einem Baugebiet so schlimm wäre.

  1. Naturschutz

Bei dem Bereich nördlich des Waldenauer Weges handelt es sich um einen Grünzug. Als Grünzug bzw. kleinräumigere Grünzäsur werden in der Raumordnung und der Landschaftsplanung zusammenhängende, nicht bebaute Gebiete bezeichnet, die zum Biotopverbund und zur Gliederung und dauerhaften Trennung von Siedlungsflächen ausgewiesen werden. Diese haben für die Belüftung der umliegenden Ortschaften eine besondere Bedeutung.
Weitere Informationen zu den Auswirkungen der zunehmenden Versiegelung von Grünflächen können ausführlich auf den Seiten des BUND Schleswig-Holstein nachgelesen werden.
Zusammengefasst bedeutet dies, dass die Belüftung der angrenzenden Ortschaften massiv gestört wird. Die Folge ist ein Aufheizen der Umgebung. Angesichts des derzeit stattfindenden Klimawandels ein fragwürdiges Vorgehen seitens der Verwaltung. Ebenso werden die Lebensräume von Tieren nachhaltig gestört, wenn nicht sogar zerstört.
An dieser Stelle ein Verweis auf das Pinneberger Entwicklungskonzept von 2006 bis 2020. Der Titel dieses Konzeptes lautet „Vielleicht werden unsere Städte irgendwann aussehen wie Gärten“ (den Link zum Konzept finden sie hier).
Auch der Kreis Pinneberg – das Team Naturschutz – stellt auf den Seiten seiner Homepage fest, dass die Entwicklung hinsichtlich der Vernichtung von Grünflächen in Schleswig-Holstein eine stark negative Entwicklung genommen hat. Es wird in dem aktuell gültigen Naturschutzkonzept 2000 von einem drastischen Verlust an naturnahen Flächen gesprochen.

Im dritten Teil des Naturschutzkonzeptes des Kreises Pinneberg wird folgendes Ziel genannt:
“Es gilt, intensivst genutzte Bereiche (Siedlungs-, Industrie- und Verkehrsflächen; nachfolgend in Kategorie III eingestuft) in ihren Negativwirkungen auf die Umwelt zu begrenzen bzw. zu minimieren.”

  1. Wohn- und Lebensqualität der Einwohner

Hier zunächst ein Verweis auf die Ergebnisse des Gutachtens. Hier gibt es mehrere Möglichkeiten, wie dieses Baugebiet aussehen könnte[3].
In der sogenannten Maximalvariante bedeutet dies bis zu 403 Wohneinheiten. Es werden sowohl Einzelhäuser, als auch viergeschossige Wohngebäude vorgeschlagen.
Zum Vergleich: Das Baugebiet Rosenfeld hat etwa 600 Wohneinheiten. Rechnerisch bedeuten diese 403 Wohneinheiten etwa 1000 neue Einwohner für Waldenau.  Derzeit hat Waldenau etwa 5000 Einwohner. Hier würde es also zu einer Steigerung von  20% kommen.
Laut einer Erhebung des BMVI[4] besitzt jeder Haushalt in Deutschland 1,4 Kraftfahrzeuge. Das bedeutet, dass Waldenau durch das Neubaugebiet mindestens 560 neue Fahrzeuge zu verkraften hätte. Erfahrungsgemäß haben Haushalte in ländlichen Bereichen mehr Kraftfahrzeuge.

Zusammengefasst heißt das ca. 1000 neue Einwohner und ca. 620 weitere Kraftfahrzeuge in Waldenau.
Und das mit nur einem Neubaugebiet!

Die derzeitige „soziale Infrastruktur“ ist schon jetzt nicht in der Lage alle Belange der Einwohner zu bedienen. Die Krippe hat derzeit eine Kapazität von 10 Plätzen, eine Aufnahme aller Anmeldungen war im Jahr 2020 und auch in 2021 nicht möglich.
Der Kindergarten verfügt über 80 Plätze. Auch hier ist schon in den letzten Jahren die Kapazität voll ausgeschöpft worden. Es stellt sich also die Frage, wo mögliche Waldenauer Neubürger ihre Kinder betreuen lassen sollen.
Aus rein ökonomischer und ökologischer Sicht ist es völlig unverständlich und auch unsinnig, warum jemand aus Waldenau sein Kind in einen Kindergarten im Norden Pinnebergs betreuen lassen sollte.
Die Grundschule in Waldenau ist ebenfalls gut ausgelastet. Im Schuljahr 20/21 wurden 36 Kinder in Waldenau eingeschult. In gesamt Pinneberg 393.

Für die nächsten Jahre werden aktuell folgende Zahlen erwartet[5]

21/22 – 402
22/23 – 433
23/24 – 436

Es stellt sich also auch hier die Frage, ob ein weiterer Anstieg dieser Zahlen überhaupt händelbar ist, oder ob dieser eventuell zu Lasten der Schulkinder gehen wird, wenn die Anzahl der Kinder pro Klasse entsprechend erhöht wird.
Rechnet man die kreisfreien Städte (Flensburg, Kiel, Lübeck und Neumünster) heraus, ist der Kreis Pinneberg schon jetzt der am dichtesten besiedelte in ganz Schleswig-Holstein. Aktuell wohnen hier 476 Menschen pro Quadratkilometer. Auf Platz zwei folgt der Kreis Stormarn mit 319 Einwohnern pro Quadratkilometer[6].
Wieso also ein weiteres Wachstum zu Lasten der Lebensqualität der Einwohner stattfinden soll ist nicht nachvollziehbar.

Die Gemeinde Halstenbek hat bereits erkannt, dass unendliches Wachstum auch entsprechende Kosten und vor allem eine geringere Lebensqualität für die aktuellen Einwohner mit sich bringt. Aus diesem Grund werden in der Gemeinde Halstenbek zukünftig keine neuen Baugebiete mehr ausgewiesen[7].
Ein ähnliches Vorgehen gibt es beim Nachbarn Hamburg. Hier hat der rot/grüne Senat im Koalitionsvertrag beschlossen, dass es für Einzelhäuser keine neuen Baugebiete mehr geben wird.

  1. Die Zahlen im Entwicklungskonzept

Die in dem Entwicklungskonzept Pinnberg-Waldenau aufgeführten Zahlen zu dem zusätzlichen Wohnraubedarf für Pinneberg beruhen auf Zahlen aus der 1.Fortschreibung der kleinräumigen Bevölkerungs- und Haushaltsprognose für den Kreis Pinneberg aus dem Jahr 2017. Diese wiederum basieren auf Daten aus den Jahren 2008 bis 2015.
Entsprechend kommt diese Prognose zu einem zusätzlichen Wohnraumbedarf von 1.700 Wohneinheiten zuzüglich einem Ersatzbedarf von 600 Wohneinheiten auf insgesamt 2.300 Wohneinheiten bis 2030 für ganz Pinneberg.

Diese Zahlen wurden laut dem Entwicklungskonzept Waldenau nicht hinterfragt und ungeprüft für die Berechnungen innerhalb des Entwicklungskonzeptes übernommen.

Was fällt bei den Zahlen auf?

Selbst wenn man annehmen würde das die Zahlen richtig sind, wird in dem Konzept der Eindruck erweckt, dass für einen Bedarf von 2.300 Wohneinheiten auch ein Flächenbedarf für 2.300 Wohneinheiten besteht. Anders könnte man in keinem Fall die Begehrlichkeiten der Stadt Pinneberg verstehen bisher geschützte Grünzüge bebauen zu wollen.
In dem prognostizierten Wohnraumbedarf von 1.700 Wohneinheiten steckt ein möglicher Bedarf für den Flüchtlingszuzug. Einen nennenswerten Flüchtlingszuzug gibt es aber nicht mehr. Ersatzbedarf ist der Bedarf für Abriss, Umwidmung oder Zusammenlegung von Wohnungen. Aber üblicherweise wird der Ersatzbedarf auf den vorhandenen Flächen gedeckt. In Waldenau gibt es dafür ein sehr gutes Beispiel. Am Kreisverkehr (Japoppweg/Nienhöfener Straße) gab es zwei Wohneinheiten. Nach dem Abriss der Gebäude wurden dort an gleicher Stelle vier Doppelhäuser und ein Einzelhaus mit insgesamt 9 Wohneinheiten gebaut. Echten Ersatzbedarf gab es nur für 2 Wohneinheiten.  In Waldenau gibt es viele weitere Beispiele in denen Einzelhäuser durch z.B. Doppelhäuser ersetzt wurden.
Das heißt, um einen möglichen Flächenbedarf zu ermitteln darf der Ersatzbedarf nicht einfach zu den 1.700 Wohneinheiten addiert werden. In dem Konzept werden folgerichtig die bestehenden Wohnungsbauprojekte (ca. 1.300) von den 1.700 Wohneinheiten abgezogen. Damit bleibt ein Bedarf von ca. 400 neuen Wohneinheit bis 2030 für ganz Pinneberg übrig.

Zusammengefasst bedeutet das bis 2030:
Bedarf 1.700 neue Wohneinheiten (hier müsste der nicht mehr vorhandene Flüchtlingszuzug abgezogen werden).
Ersatzbedarf 600 Wohneinheiten (kein oder nur sehr geringer Flächenbedarf)
Abzüglich laufender Projekte ca. 1.300 Wohneinheiten.
Verbleibender Flächenbedarf für maximal ca. 400 Wohneinheiten für ganz Pinneberg! 

  1. Altersdurchschnitt in Waldenau

In dem Entwicklungskonzept wird auch auf das Durchschnittsalter von Waldenau eingegangen. Demnach sind 20% der Einwohner 80 Jahre oder älter. Weitere 28% sind zwischen 60 – 80 Jahre alt. Waldenau ist im Ergebnis deutlich älter, als der Pinneberger Durchschnitt. Es liegt also in der Natur der Sache, dass stetig Wohnraum frei werden wird und junge Menschen nach Waldenau ziehen können.

  1. Bezahlbarer Wohnraum

Ein weiteres Argument, welches gerne angebracht wird, ist der „bezahlbare Wohnraum“, mit neuen Baugebieten sei es möglich den Preisanstieg zu stoppen. Es ist jedoch Fakt, dass es diesen in den Metropolregionen und auch im dortigen Umland nicht gibt.
Der aktuelle Bodenrichtwert in Waldenau liegt zwischen 360 € und 500 € je Quadratmeter Bauland[8].

Diese Zahlen schließen defacto günstigen Wohnraum aus!
Es glaubt doch niemand, dass es in dem Baugebiet billigen Wohnraum geben wird, oder dass Waldenauer Vorkaufsrechte erhalten werden.

[1] Sitzung des Ausschusses Stadtentwicklung vom 03.11.2019

[2] Aktueller Landesentwicklungsplan des Landes Schleswig-Holstein

[3] Entwicklungskonzept Waldenau Seite 24ff

[4] Studie Mobilität in Deutschland BMVI

[5] Schulstatistik Stadt / Kreis Pinneberg

[6] Statistischen Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein

[7] Beschluss der Gemeinde Halstenbek vom 07.05.2019

[8] Aktuelle Bodenrichtwerte einsehbar auf DanNord